Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass ich Buddha bin. Diese Gewissheit resultiert nicht aus der Lektüre von Texten wie dem Uttaratantra, in dem es heißt, meine Verunreinigungen seien nur vorübergehend und nicht mein wahres Wesen. Ich gehöre nicht zu den Menschen, die sich auf Logik und Vernunft verlassen können, denn ich misstraue zu sehr diesem Selbst, das sich darauf verlässt. Nein, ich glaube, dass ich ein Buddha bin, weil meine Meister mir immer wieder gesagt haben, dass ich ein Buddha bin. Ich bin einer von diesen Faulen, die sich gerne von anderen vergewissern lassen, insbesondere wenn die Bestätigung von meinen Meistern kommt. Vergesst jedoch nicht, dass meine Meister auch sagten, alle Lebewesen seien Buddhas.

Und ach! Obwohl ich Buddha bin, steckt dieser Buddha wie die Seidenraupe in einem Kokon. Mein seidiger Kokon ist endlos, zart und farbenfroh. Dieser Kokon ist der Geist. Und ich stecke in diesem Geist fest, genauso wie mit einem schiefen Ohr und einem Muttermal auf der Oberlippe. Ich nehme an, dass ich mit meinem schiefen Ohr und dem Muttermal auf der Lippe nach Seoul reisen könnte, um sie nahezu perfekt korrigieren zu lassen. Was die Veränderung oder Beseitigung des Geistes angeht, so ist das eine komplett andere Angelegenheit. Wenn dieser Geist untätig würde und erstarrte, wäre das etwas anderes, aber dem ist nicht so. Dieser Geist nimmt fortwährend schmerzlich wahr, bemerkt nervigerweise alles, fühlt frustrierenderweise alles, weiß qualvollerweise alles, urteilt unkontrollierbar alles, bestätigt hoffnungslos alles und zeigt trügerisches Mitgefühl, und das andauernd und unaufhörlich. Dieser Geist versteht auch ständig etwas falsch, trifft leicht Fehleinschätzungen, zieht blindlings falsche Schlüsse und verfehlt einfach die ganze Zeit den Buddha. Dieser Geist ist wie ein domestizierter Affe, der alle Tricks kennt, die ihm sein Fänger beigebracht hat – tanzen und Saltos schlagen –, aber offenbar keine Ahnung hat, wie er die Leine, die ihn fesselt, lösen kann. Wäre es nicht besser, ein Stein oder ein Stück Holz zu sein? Natürlich, wenn wir wählen könnten. Ich möchte nicht einmal ein Android von Philip K. Dick sein, denn selbst diese litten unter etwas, das Mitgefühl ähnelte.

Ich habe vielleicht ein Bild vom Geist gezeichnet als verblendet und widerspenstig, ja sogar böswillig, aber noch ist nicht alles verloren. Der Geist kann nützlich sein. So sehr der Geist auch ein Kokon ist, so sehr ist er auch der Weg, der zum Buddha führt. Es ist der Geist, der sich nach dem Buddha sehnt. Es ist der Geist, der den Buddha bewundert. Wenn der Geist vom Leiden in die Enge getrieben wird, sehnt er sich danach, erweckt zu werden und frei zu sein. Wenn dieser Geist mit der Welt interagiert, tut er dies von Anfang bis Ende durch Sehen, Riechen, Schmecken, Hören, Fühlen und Wissen, was unzählige Spiele, Farben, Formen und Schattierungen hervorbringt. Und wie ein Mörder, der Blutspuren hinterlässt, hinterlässt der Geist, während er die Welt durchdringt und erobert, immer einen Abdruck.

So subtil und en passant der Geist ezwa einen Geruch wahrnimmt, er gräbt sich tief in uns ein. Er ist nicht fassbar, hinterlässt jedoch einen sehr starken Eindruck. Selbst nach Jahrzehnten werden jedes Mal, wenn ich Pears-Seife benutze, Erinnerungen an Lama Sonam Zangpo, den Vater meiner Mutter, wach. Ich weiß nicht mehr, wie sein Handtuch aussah, aber der Duft von Pears ist vollkommen präsent. Dann erinnert mich der Geruch von brennendem Wacholder, Beifuß und Weihrauch daran, wie er jeden Morgen Opfergaben darbrachte. Der Geruch von Gerste erinnert mich an die Abende, an denen er Sur darbrachte. Zu den Empfängern dieser Opfergabe gehören sogenannte Terang. Es soll sich dabei um Kobolde handeln, deren Leiden darin besteht, dass sie süchtig danach sind, die Habseligkeiten der Menschen zu verstecken. Sie sind so sehr mit diesen Streichen beschäftigt, dass sie seit Äonen vergessen haben zu essen und immer hungrig sind.

Mein Großvater war ein Yogi. Er besaß nie ein großes Haus. Er zog ständig umher. Ich erinnere mich, dass er in einem der Häuser, in denen er lebte, ein Zimmer bewohnte, das so klein war, dass kaum ein Bett hineinpasste. Neben seinem Bett befand sich eine Wand, in der ein kleines Loch war, durch das er in den angrenzenden Raum sehen konnte, in dem alles stattfand. Die Menschen saßen auf der anderen Seite und erhielten durch dieses Loch Unterweisungen von Lama Sonam Zangpo. Wenn er Würdenträger oder andere Besucher empfing, tat er dies auf die gleiche Weise. Sie konnten ihn durch dieses Loch kaum sehen.
Es wird vermutet, dass er nie wirklich wie ein normaler Mensch schlafen ging, was ich jedoch nicht bestätigen kann, da ich immer vor ihm einschlief. Wenn ich früh morgens aufwachte, saß er bereits da und betete, meditierte, gab ein Gemälde in Auftrag oder tat etwas anderes. Alles geschah von seinem Bett aus. Gegen Ende seines Lebens stand er kaum noch auf. Früh am Morgen, wenn wir alle aufwachten, brachte sein Diener Tsokola einen großen Eimer mit lauwarmem Wasser, und er wusch sich direkt auf seinem Bett mit Pears-Seife das Gesicht. Das ist die einzige Sorte Seife, an die ich mich erinnere, dass er sie benutzt hat.

Jetzt, nach 50 Jahren, erinnere ich mich selbst beim Anblick der Bildes einer bräunlich durchsichtigen Seife an den Geruch und werde direkt in das winzige Zimmer in Hontsho, Thimphu, oder sogar an einen früheren Ort namens Kulikata zurückversetzt. Auch der Geruch von Kühen und Kuhdung versetzt mich immer in meine Kindheit zurück, da unsere Familie einige Kühe besaß. Und Koriander, Ingwer und Chili versetzen mich nach Dewathang und wecken Erinnerungen an meine Großmutter, die bhutanischen Chili-Salat zubereitete.
Natürlich wecken nicht alle Gerüche schöne Erinnerungen. Selbst nach all den Jahren ruft der Geruch von Abgasen jedes Mal, wenn ein indischer Laster vorbeifährt, unangenehme Erinnerungen an meine Reisen von Phuntsholing nach Thimphu, die ich auf der Ladefläche eines Lastwagens verbrachte. Ich unternahm diese Reise damals einige Male, sie dauerte jeweils drei Tage – eine Strecke, die heute in nur vier Stunden zurückgelegt werden kann. Aber vielleicht ist dieser Geruch von Abgasen auch so verstörend, weil ich, kurz nachdem ich als kleines Kind als Tulku anerkannt worden war, mich von meinen Großeltern verabschieden musste. Sie begleiteten mich einen Tag lang zu Fuß bis zur nächsten Straße, wo ein Pritschenwagen auf uns wartete. In einer Wolke von Abgasen fuhren wir los, während das Bild meiner Großmutter, die am Straßenrand weinte, immer kleiner wurde.
Es heißt, alle großen Meister hätten einen unverwechselbaren Duft. Ihre Bereitschaft niemandem zu schaden und unbedingt unermüdlich anderen zu helfen, ist so stark, dass sie sich in einem Duft manifestiert: dem Duft des richtigen Handelns. Dieser geheimnisvolle Duft war in Kyabje Dilgo Khyentse Rinpoches Zimmer wahrzunehmen. Natürlich erfüllten auch die Düfte vieler anderer Substanzen den Raum. Zu den endlosen Ritualen und Einweihungen, die dort durchgeführt wurden, wurde viel Rauchwerk verbrannt. Kyabje Rinpoche war einer der größten Verfechter des Mindroling-Rauchwerks. Er benutzte auch alle möglichen Arten von Seifen und Feuchtigkeitscremes. Es gab immer Nivea-Creme in einer blauen Dose und Boroline-Tuben. Aber dieser unverwechselbare, unbeschreibliche Duft kam nicht von einer dieser Substanzen. Wo immer er auftauchte, sei es in einem Taxi in Kathmandu oder auf einer Bank in einem indischen Bahnhof, war dieser Duft zumindest für kurze Zeit wahrnehmbar. Er durchdrang seine Roben. Jahre nach seinem Tod erinnere ich mich, dass ich seine Gemächer im Shechen-Kloster in Boudhanath betrat und unauffällig versuchte, an seinem Bett zu schnüffeln.

Kürzlich war ich in La Sonnerie in Frankreich, wo Kyabje Dilgo Khyentse Rinpoche so viele Unterweisungen gegeben hatte und wo sein Bett noch immer so gemacht ist, als wäre er nur kurz weggegangen. Ich betrat den Raum, legte meinen Kopf auf das Bett und sofort, fast dreißig Jahre später, kam die Erinnerung an den Geruch zurück. Wahrscheinlich spielte mir mein Geist einen Streich. Dennoch reichte diese Erinnerung an einen Geruch aus, mich daran zu gemahnen, dass ich, egal wie sehr ich mich in dieser Täuschung verliere, der Buddha bin. Ich bin der Buddha.
Wenn man weiß, wie man den Kokon nutzt, den Faden aufwickelt und ihm wie einem Wegweiser folgt, kann er uns zum Erwachen führen. In Anlehnung an den großen Saraha huldige ich dem juwelengleichen Geist, mag er auch ein Kokon sein.
Ausgewähltes Bild: Buddha TV des südkoreanischen Künstlers Nam June Paik